- "Mit Los geht’s los" (2. Platz)
Die JüL b saß am Ende des Schuljahres im Klassenraum. Eigentlich war schon alles in diesem Schuljahr getan. Nur die Klassenkasse musste noch geleert werden. Sie machten einen Ausflug zum Grunewald und verbrachten dort einen tollen Tag.
Auf dem Rückweg bekamen alle Schüler noch ein leckeres Eis ihrer Wahl. Aber sie hatten immer noch Geld übrig und überlegten, was sie damit tun könnten. Zufällig standen sie vor einem Lottoladen und da hatte Lara die Idee, dass sie ja das Restgeld für einen Lottoschein ausgeben könnten. Gesagt getan! Sie füllten alle zusammen einen Lottoschein aus.
Voller Spannung und Aufregung warteten sie auf die Ziehung der Lottozahlen. Und da geschah das Unglaubliche: Sie hatten sechs Richtige! Nun überlegten die Kinder fieberhaft, was sie mit dem Geld anfangen sollten.
Peter schlug vor: "Wir machen eine Klassenfahrt auf eine Insel!"
Maria aber meinte: "Wir könnten die Schule – zumindest die Klos – renovieren."
Lena dagegen war für ein Riesenrad auf dem Schulhof.
Immer mehr Vorschläge wurden gemacht, bis Molly schließlich sagte: "Wir sollten das Geld nicht allein für uns behalten und ausgeben. Wir könnten es doch mit armen Kindern teilen und ihnen Dinge, die sie brauchen, bringen."
Das fanden alle gut und sie beschlossen, zusammen zu verreisen und zu sehen, wie Kinder woanders leben und was ihnen fehlt.
Ihr erstes Ziel war Brasilien.
Im Urwald am Amazonas kamen sie in ein kleines Dorf.
Die Leute dort guckten sie erstaunt an und die JüL b-Kinder schauten genauso zurück. Dann versuchten sie miteinander zu sprechen. Aber es klappte weder mit der Sprache noch mit Händen und Füßen. Die Kinder aus dem Dorf verloren bald das Interesse an den Fremden und liefen davon. Lilli und Benno verfolgten sie heimlich.
Nach einer Weile kamen die beiden ganz außer Atem zurück und riefen: "Die spielen unten am Fluss Fußball mit einem Ball, den sie sich aus Lumpen gebastelt haben. Kommt Leute, wir spielen mit!" Alle rannten sofort zum Fußballplatz, der aus einer kleinen Freifläche am Ufer bestand. Je zwei leere Wasserkanister markierten die Tore.
Nach kürzester Zeit war ein Riesenspiel im Gange. Ein Stimmengemisch aus Brasilianisch und in Deutsch schallte durch den Urwald - und die Kinder verstanden sich bestens.
Als alle ganz erschöpft waren, stürzten sie sich in den Fluss und unter Gejohle und Geschrei bespritzten sie sich mit Wasser.
Abends saßen sie am Lagerfeuer und aßen gegrillte Banane. Die Nacht verbrachte die JüL b in kleinen Baumhäusern nahe beim Dorf.
Am nächsten Tag reisten sie nach einem herzlichen Abschied weiter. Und sie hatte auch schon eine Idee, was sie den Kindern schenken könnten: In der nächsten großen Stadt beauftragten sie Handwerker und Kaufleute zwei große Fußballtore, Trikots, Torwarthandschuhe und 10 neue WM-Bälle sowie 20 Wasserpistolen ins Urwalddorf zu liefern.
Danach bewunderten sie auf dem großen Marktplatz die bunten Auslagen. Da merkte Maja, dass ein kleines barfüßiges und schmutziges Mädchen an ihrem T-Shirt zupfte.
Das Kind begann aufgeregt zu sprechen: "Ich bin Sina und ich habe euch beobachtet. Ihr findet hier es toll und denkt, alles ist wie im Paradies. Aber kommt mal mit! Ich zeige euch mein Zuhause. Ich wohne in einer Favela, das ist ein Viertel, in dem die Armen wohnen."
Sie durchquerten ungefähr eine Stunde lang die Stadt. Schließlich kamen sie in einem Stadtteil an, in dem es keine Häuser mehr gab, sondern nur Hütten, die aus Holz und Blech gebaut waren. Darin gab es weder richtige Möbel noch fließendes Wasser und Strom.
Die Kinder waren erstaunt, wie arm die Familie von Sina lebte. Und dennoch lud Sinas Mutter Sarah sie zum Essen ein. Sie erzählte, dass sie von Beruf Marktverkäuferin wäre, sich aber keinen eigenen Marktstand leisten könnte. Da wusste die JüL b, was sie ihr und Sina schenken könnte!
Am nächsten Tag liefen die Kinder zum Markt und kauften einen Stand. Zurück bei Sina und Sarah verband Johannes den beiden die Augen und die Kinder führten sie zum Markt. Dort machten sie die Bänder ab. Als Mutter und Tochter den Marktstand sahen, waren sie überglücklich und alle feierten bis tief in die Nacht hinein.
Die nächste Station der Klasse war Indien. In der großen Stadt Mumbay sahen sie sehr viele Menschen – arme und reiche. Sie gingen in ein Restaurant und bestellten sich Curry. Das wurde ihnen von einem Jungen in ihrem Alter gebracht. Er hieß Sip. Das Curry schmeckte köstlich.
Als sie bezahlten, fragten die Kinder: "Wer kocht denn hier so gut?"
"Das ist mein Papa. Ich finde, er ist der beste Koch in ganz Mumbay. Aber bald müssen wir aus diesem Haus raus, weil wir die Miete nicht mehr bezahlen können."
Die Lösung kam den Kindern, als sie draußen ein Foodbike, also eine fahrbare Küche, vorbeifahren sah. Sie kauften es für Sip und seinen Vater.
Die letzte Station ihrer Reise war Afrika, genauer Ghana. Dort verbrachten sie einige Tage in einem kleinen Dorf ohne Strom und fließend Wasser. Jeden Tag um fünf Uhr brachen vier Kinder aus dem Dorf auf zur Schule. Und an einem Tag durfte die JüL b sie begleiten. Der Schulweg dauerte zwei Stunden. Endlich erblickten sie die Schule. Sie war eigentlich ein überdachter Platz mit Tischen und Bänken. Darauf saßen etwa 50 Kinder, die aus den Dörfern der Umgebung hierhergekommen waren und die fremden Kinder fröhlich begrüßten. Die JüL b staunte über die luftige Schule.
Aber Frida stellte erschrocken fest: "Hier gibt es ja kaum Bücher, Hefte und Stifte!"
"Das wird sich ändern", beschlossen die Kinder. "Wir werden Material für die Schule kaufen!" Das taten sie dann auch sofort, als sie wieder in Deutschland waren.
Die JüL b-Kinder hatten tolle Erlebnisse gehabt und viele verschiedene Menschen auf ihrer Reise kennengelernt. Aber am schönsten war die Post, die sie zu Beginn des neuen Schuljahres von ihren neuen Freunden erreichte: Dankesbriefe aus aller Welt!
Was so ein kleines Los alles bewirken kann!